Wo du mich findest von Anne Barns

Autorin: Anne Barns alias Andrea Russo, Genre: Zeitgenössische Romantik, Verlag: Harper Collins, ISBN: 978-3-356-00266-7, 1. Auflage 2023, 189 Seiten, Preis Softcover €16,00
Es ist nur eine flüchtige Begegnung am Meer. Ein Kaffeefleck auf dem Hemd des Mannes, der über Sophies Hundeleine stolpert. Sie wechseln unverbindliche Worte und gehen getrennter Wege. Dennoch schleicht er sich Wochen später in ihre Träume. Nacht für Nacht. Alles an ihm erscheint ihr vertraut. Tagsüber fühlt Sophie sich verloren. Erst musste sie sich von ihrem Vater verabschieden, dann hat ihre beste Freundin sie für immer verlassen. Auch in ihrer Ehe kriselt es. Nur nachts fühlt sie sich lebendig. Der Fremde gibt ihr Halt. Sophie wünscht sich, die Frau aus ihren Träumen zu sein. Sie kehrt zurück an die Ostsee, um ihn zu suchen. Traum und Realität scheinen miteinander zu verschwimmen und die Grenzen verwischen. (Klappentext)
Sophie hat zwei schwere Verluste hinzunehmen. Zuerst, ging ihr über alles geliebter Vater, der sie durch sein Vorleben zutiefst geprägt hat. Sie teilt seine Liebe zu den musischen Künsten, vor allem jedoch zur Literatur. Und weil Sophie zweisprachig aufgewachsen ist, übersetzt sie französische Klassiker wie Balzac. Ihre geliebte Freundin Tessa hat sie ebenfalls verlassen, viel zu früh und unerwartet.
Sophie trägt ihre Trauer still vor sich her. Weil sie nachdenken will fährt sie ohne ihren Mann, jedoch mit Tessas Hund Lotte nach Rügen. Ein Mann ihres Alters verfängt sich in einem Café in Lottes Hundeleine. Sophie erschreckt und schüttet ihm ihren Kaffee über das Hemd. Er nimmt ihre Entschuldigung an und eilt davon.
S. 38 Sophie besucht Tessas Mutter, sie fallen sich in die Arme, die Szene ist so traurig.
An der Wand über dem wuchtigen Eichentisch im Esszimmer hingen neue Fotos. Auf jedem davon Tessa. Mit ihren Eltern, den Großeltern, ihrer Schwester Uta, ihrem Neffen Tom. Mit mir. Immer war jemand bei ihr, der sie liebte.
Als Sophie wieder zuhause ist verändert sich einiges. Sie erwacht nachts neben ihrem schlafenden Mann, weil sie von dem Fremden auf Rügen geträumt hat. Als er sich auch in ihre Tagträume schleicht, fühlt sie sich wie eine Betrügerin, aber sie kann nicht anders, als sich darauf einzulassen. Sie entfremdet sich von ihrem Mann und fährt nach Rügen, weil sie den Fremden finden muss.
Auf der Insel lernt sie ihre Vermieterin Marlene kennen und schätzen. Auch Marlene versucht einen Verlust zu bewältigen und damit zu leben.
Fazit: Die Schreibsprache ist zutiefst melancholisch, dennoch trägt Sophie ihren Schmerz mit Würde. Sie verliert sich nicht darin, sondern versucht das Beste daraus zu machen. Es ist die zugleich traurigste und hoffnungsvollste Geschichte, die ich in in der letzten Zeit gelesen habe, sehr berührend.
Die Autorin: Anne Barns ist ein Pseudonym der Autorin Andrea Russo. Sie hat vor einigen Jahren ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben, um sich ganz auf ihre Bücher konzentrieren zu können. Sie liebt Lesen, Kuchen und das Meer. Zum Schreiben zieht sie sich am liebsten auf eine Insel zurück, wenn möglich in die Nähe einer guten Bäckerei.