Schuld zu sein macht auch nicht froh

Einsame Frau hat Schuldgefühle

Es ist nicht relevant was andere über Dich denken, du kannst es ohnehin kaum beeinflussen. Daher lohnt sich auch die Mühe nicht, dich anzupassen. Das einzige das zählt ist, was du über dich selbst denkst.

Machst du dich verantwortlich für irgendetwas, das du in deiner Vergangenheit getan hast? Für etwas, das du falsch gemacht hast? Du bist ein Mensch, du darfst Fehler machen. Ich bin sogar davon überzeugt, dass wir genau aus diesem Grund hier sind, um Fehler zu machen aus denen wir lernen und uns weiterentwickeln. Ich habe Menschen kennengelernt, die verurteilten sich ein Leben lang für einen Fehltritt, den sie mal gegangen sind. Aber selbst nach einem Strafvollzug ist eine Tat irgendwann gebüßt, gehe also bitte nicht so hart mit Dir ins Gericht. Es ist auch unerheblich, ob ein anderer dir verzeiht, warte also nicht darauf, es ist Zeitverschwendung. Es ist nur wichtig, dass du dir selbst verzeihst, um mit dir ins Reine zu kommen.

Wenn Du etwas machst, das du hinterher bereust, ist dein schlechtes Gewissen sozial konform und scheint irgendwie angemessen, aber es bringt niemandem etwas, am wenigsten Dir. Akzeptiere Dein Verhalten, hake es ab und lass Dir beim nächsten Mal mehr Zeit für nötige Überlegungen.

Im Grunde machen wir keine Fehler, sondern wir treffen Entscheidungen. Es gibt keine richtigen oder falschen Entscheidungen. Es gibt wertungsfrei betrachtet einfach nur Entscheidungen. Du kannst nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn Du Dich anders entschieden hättest. Dieses Wissen liegt in der Vergangenheit und Du hast es nicht erlebt. Außerdem, wenn Du es besser gewusst, die Konsequenzen gekannt hättest, dann hättest du doch sicher eine andere Entscheidung getroffen. Du wusstest es nicht besser und das ist menschlich. Manchmal ist eine Entscheidung, die in eine ungewisse Richtung führt, besser als gar keine. Ich habe Menschen kennengelernt, die sich nicht entscheiden und stets in der Angst leben, etwas falsch zu machen. Sie traben ihr Leben lang auf der Stelle und verpassen alles. Stagnation ist auch keine Option.

Manche moralischen Verfehlungen werden in unserer Gesellschaft schwer geahndet, weil sie als verletzend empfunden werden. Verfehlungen derer auch ich mich schuldig gemacht habe, weil ich ein Mensch bin. Ich habe gelogen oder verschwiegen, was im Grunde auf das gleiche hinaus läuft. Lügen ist unbeliebt und doch lügen so viele. Ich verzeihe mir, dass ich gelogen habe, weil ich weiß, dass ich den anderen mit meiner Wahrheit nicht verletzen wollte oder die Konsequenzen des Ehrlichseins nicht ertrug. Warum auch immer, ich hatte zahlreiche Gründe. Heute kann ich ehrlich sein, weil ich gelernt habe mich auszudrücken. Und weil es sich besser anfühlt, mir treu zu bleiben. Ich werde auch belogen und verzeihe mir, dass ich nicht vertrauenswürdig genug bin. Ich kenne nun aus eigener Erfahrung die Motivation, die dahintersteht und brauche mich nicht mehr zu ärgern, wenn es passiert.

Ich habe betrogen. Den Partner betrügen ist schwer verpönt und wird mit Häme geahndet und doch tun es so viele. Ich verzeihe mir, dass ich einen anderen Menschen dazu benutzt habe, aus einer Beziehung herauszufinden, die mir nicht guttat. Heute habe ich kein Interesse mehr zu betrügen, weil es mich emotional durcheinanderwirbelt und mich von mir selbst entfernt. Ich wurde auch betrogen und verzeihe mir, dass ich meinem Partner nicht das geben konnte, was er sich gewünscht hat. Ich sehe ein, dass er nicht mein Eigentum war. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass er zahlreiche Gründe hatte.

Ich habe mit moralisch erhobenem Finger auf andere gezeigt und sie verurteilt, nicht obwohl, sondern gerade weil ich sie nicht kannte. Ich verzeihe mir, dass ich durch den Vergleich besser dastehen wollte. Jetzt habe ich dieses Verhalten nicht mehr nötig, weil ich meinen eigenen Wert kenne. Ich weiß, dass andere über mich richten und mich verurteilen. Ich verzeihe mir, dass ich nicht genug Interesse geweckt habe, mich wirklich kennenlernen zu wollen.

Die längste Zeit meines Lebens lief ich mit Schuldgefühlen herum. Selbstzweifel hockten, wie ein Affe auf meinen Schultern, der sich festklammert und durch sein Gekreische, Alarmbereitschaft auslöst. Ich war hin- und hergerissen durch meine rigiden Vorstellungen von richtig und falsch. Meine hohen Ansprüche an mich, mich von meiner besten Seite zu zeigen, unfehlbar zu sein, haben mich erdrückt. Jeden Tag fand ich Gründe, mich zu kritisieren, infrage zu stellen, auf mir rumzuhacken. Ich traf genau die Menschen, die das gleiche mit mir machten. Mich kritisierten, manipulierten und infrage stellten. Sie verstärkten meine tiefsitzenden Ängste, nicht gut genug zu sein und darum, verlassen zu werden. An jeder Ecke stieß ich auf meine Überzeugung nicht liebenswert zu sein. Der Leidendruck wurde unerträglich, als ich in meine Depression rutschte.

Lass es nicht soweit kommen!

  • Befreie Dich von dem Bedürfnis jedem gerecht werden zu müssen
  • Hab Geduld mit Dir, Du musst nicht alles heute schaffen, morgen ist auch noch ein Tag
  • Lass Dich nicht zu einer Antwort zwingen, schlafe notfalls eine Nacht über dem Problem
  • Keine Panik, Du stehst nicht vor dem jüngsten Gericht
  • Höre auf Deinen Bauch, wenn Du Dich unwohl fühlst, dann mach es nicht.
  • Höre Deinem inneren Kritiker zu, der Stimme, die Dich niedermacht. Stell seine Worte infrage
  • Sprich in Deinem Kopf liebevoll mit Dir, wie mit Deiner besten Freundin, oder Deinen Kindern
  • Atme ruhig und tief, entspann Dich, Du wirst Dein Problem überleben

Viel Glück wünsche ich Dir

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