Über das Schreiben

Was ich über das Schreiben weiß

Genau wie viele andere Menschen auch, begann ich mit dem Schreiben, um meine Gedanken zu ordnen. Aber auch, um mich jemandem anzuvertrauen, der mich nicht bewertet oder verurteilt. In diesem Fall, einem reinweißen Stück Papier. Das Schreiben tat mir gut. Ich ließ raus was mich beschäftigte, störte, oder verarbeitet werden wollte. 

Ich las viele gut “gemachte” Bücher. Geschichten, in denen ich mich wiederfand, oder emotional zutiefst angesprochen wurde. Am liebsten sind mir die Bücher, die mich zum Lachen und gleichzeitig  zum Weinen bringen. Ich empfinde es als große Kunst, andere in die eigene Geschichte abtauchen zu lassen und zu berühren. Gleichgültig, ob die Geschichte real oder fiktiv ist.

Das wollte ich auch können.  Und stellte fest, dass es nicht so leicht ist, wie es aussieht. Niemand hat mir aus Gnade eine Gabe in die Wiege gelegt, wie ich zuerst glaubte. Es mag sein, dass ich talentiert bin, jedoch ist damit noch keine, auf irgendeine Weise unterhaltsame Geschichte zu Ende gebracht worden, die Menschen begeistert. 

Als außenstehende Literaturkonsumentin konnte ich mir nicht vorstellen, wieviel Arbeit in einem guten Buch steckt. Mittlerweile habe ich eine genaue Vorstellung davon. Ich las eine ganze Batterie an Schreibratgebern. Einige davon schafften es, mir sehr genau zu erklären, was manche Autoren so erfolgreich macht. Und sie weckten meine Motivation. Einige, die mich mitgerissen haben, stelle ich hier vor:

Schreibratgeber

  • Über das Schreiben von Sol Stein, ist für mich der wichtigste Ratgeber. Er fand die richtigen Worte, um mir, ein eigentlich abstraktes Thema, wie die Theorie des Schreibens, nahe zu bringen.
  • Wie man einen verdammt guten Roman schreibt von James N. Frey (Er liest sich wie ein Coach, ein hochmotivierender Schreibtrainer, mit anschaulichen Beispielen).
  • Titel, Pich und Exposé von André Hille (ein gut verständliches Buch für fortgeschrittene SchreiberInnen, die sich schon Gedanken über eine Veröffentlichung gemacht haben).
  • Garantiert kreativ schreiben lernen von Gabriele Rico (die Autorin beschreibt die Methode des Clustering und bietet Übungen, damit das Verstandene gleich umgesetzt werden kann).
  • Das Leben und das Schreiben von Stephen King (Ein Muss, für jede, die auch den Menschen hinter dem Beruf AutorIn verstehen möchte, diese besondere Spezies, die viele Misserfolge in Kauf nimmt, um doch hartnäckig weiterzumachen, getrieben von dem Ziel, doch auch einmal vom Erfolg geküsst zu werden).
  • Bei Regen in einem Teich schwimmen von George Saunders (Der Autor beleuchtet Kurzerzählungen russischer Autoren, analysiert sie ausgiebig und zeigt, wie Charaktere, Motive und Handlungen entstehen können).
  • Wörter machen Leute von Wolf Schneider (ein gutes Buch um Stilsicher zu werden, nicht nur beim Schreiben, sondern auch im Alltag).
  • Das  Handbuch für Autorinnen und Autoren von Sandra Uschtrin und Heribert Hinrichs. Ein Muss für alle die ihr Manuskript ausgiebig überarbeitet haben und sich auf Verlagssuche begeben möchten. Die AutorInnen beleuchten alle Formen von Veröffentlichungen. Ob Verlag, Agentur, oder Self-Publishing. Zeigen Beispielexposés, die Verlage gefunden haben und nützliche Interviews mit VerlagslektorInnen und AgentInnen.

Während des Lesens, übte ich mich im Verfassen von Kurzgeschichten. Ich tauschte mich in Gruppen mit anderen AutorInnen aus, reichte Beiträge zu Schreibwettbewerben ein und schrieb zeitgleich an meiner eigenen Geschichte. Mein Manuskript ganz allein durchzuarbeiten und zu verbessern schien mir utopisch, weil ich mit der Überarbeitung keinerlei Erfahrung hatte. Ein Lektorat musste her. 

Im Grunde kann ich jedem Schreibanfänger ein Lektorat empfehlen, egal ob Self-Publishing angestrebt, oder der Verlagsweg gewählt wird. Ich konnte mich durch die Überarbeitungen, die der Lektor vorgenommen hat, um Klassen verbessern. Mein Blick hat sich verändert und das merke ich schon beim Schreiben. In meinem Fall hatte ich mich für den Lektor “Hans Peter Roentgen” entschieden. Zuerst hatte ich sein sogenanntes Schnupperlektorat angenommen und die ersten vier Manuskriptseiten  zugesandt. Er arbeitet diese durch und fällt ein Urteil, ob das Manuskript überhaupt eine Chance auf Veröffentlichung hat, oder ob es grundlegend verbessert werden muss. Ein Lektorat ist eine Frage des Geldes, danach, was man zu investieren bereit ist. Wer die große beschwerliche Reise lieber allein gehen will, der findet bei “Andreas Eschbach” sehr gute Tipps zum Thema Überarbeitung. 

Die Crux am Schreiben ist, dass wir teils jahrelang daran arbeiten, das kleine Wunder zu erschaffen, das andere begeistern könnte. Lange Zeit passiert zuerst einmal nichts, das uns AutorInnen  motivieren könnte, kein Lob, kein Zuspruch, keine Wertschätzung. Das erklärt vielleicht auch, warum immer wieder von der zarten Künstlerseele gesprochen wird, die Kritik zurückweist und von ihrem Erschaffenem überzeugt bleiben möchte. Auch ich hadere damit, wenn meine Worte aus dem Lektorat zurückkommen und eine achtzig prozentige Streichung erfahren mussten. Jetzt allerdings weiß ich, dass die Lesbarkeit nach Streichung erheblich verbessert ist.

Letztendlich entscheidet darüber, ob ein Manuskript zu einem beliebten Buch wird, Können, Durchhaltevermögen, Disziplin, Kritikfähigkeit, Wohlwollen und ein ganzer Haufen Glück.

Ich wünsche allen, die diesen Weg gehen wollen, ganz viel Erfolg.