Rezensionen Der Liebende

Der Liebende von Martin Ehrenhauser

Autor: Martin Ehrenhauser, Genre: Zeitgenössische Romantik, Verlag: List, ISBN: 978-3-471-36060-6, 1. Auflage 2023, 207 Seiten, Preis hardcover €20,99

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Monsieur Haslinger lebt zurückgezogen, gelegentliche Schachpartien, mal ein Glas Wein und die stille Fürsorge für herrenlose Pflanzen füllen den pensionierten Seelsorger aus. Bis ihn die neue Nachbarin aus seiner Ruhe reißt. Madame Janssen ist als ehemalige Diplomatin in der Welt herumgekommen, und sie ist neugierig auf den Geistlichen nebenan. Der hat wie sie Freude an der Natur und ein Auge für Menschen. Ohne es zu wollen, fühlen sich beide zu einander hingezogen. Eine zärtliche Liebe beginnt. Doch Madame Janssen hat ein Geheimnis und eine ungewöhnliche Bitte. (Klappentext)

Monsieur Haslinger, pensionierter Geistlicher, gibt im Hopital Saint-Pierre in Brüssel, ehrenamtlich Beistand. Schon so lange allein lebend, weiß er was ihm gut tut, daher nimmt er kleine Portionen zu sich, immer voran ein kleines Gebet des Dankes. Er geht am frühen Abend zu Bett und lebt bescheiden in einem Ein-Zimmer-Appartement. Sein kleiner Balkon wird geziert von einem Blumenmeer, denn er versteht sich gut darin und weiß ihnen zu geben was sie brauchen. 

An einem Abend liegt er noch lange wach, weil die neue Nachbarin Gäste hat. Es ist ein warmer Abend, daher geht er zum Fenster und schaut dem Treiben ein Weilchen zu. Nachdem die Gäste sich verabschiedet haben, räumt Madame Janssen Gläser und Flaschen ins Haus. Sie spürt, dass sie beobachtet wird und spricht in die Dunkelheit, fragt ihn, ob sie zu laut waren. Nach dem ersten Schreck des Ertappt werdens, beginnt Monsieur sich in ihrer Anwesenheit wohl zu fühlen.

Er lädt seinen besten Freund, den Docteur zu einer Runde Schach ein. Diesesmal untermalen sie das Spiel mit einer Flasche Champagner, denn Monsieur Haslinger will Madame Janssen zeigen, dass auch er voller Lebenslust steckt. Der Dokteur bemerkt, dass Monsieur, unruig immer wieder auf die untere Terasse schaut, sagt jedoch nichts. 

Monsieur Haslingers Interesse für Madame wächst. Plötzlich sieht er sie aus dem Fenster einer Bücherei vorbeilaufen, oder den Marktplatz überqueren. Er bleibt versunken vor ihrer Haustüre stehen, weil er wissen will wie sie heißt. Elise steht auf ihrem Klingelschild. Elise.

Eines Tages kümmert sich Elise nicht um ihre Blumen. Tagelang trocknen die Pflanze in der Sommersonne vor sich hin und Monsieur Haslinger gerät in Sorge.

Fazit: Eine fein inszenierte Geschichte, die in aller Ruhe beginnt. Ein katholischer Geistlicher, der bekanntermaßen dem Zölibat verpflichtet ist, verliebt sich in eine souverän erscheinende, überaus weiblich wirkende Frau und ist hin und hergerissen. Seine Angst vor dem Gerede der Leute ist zuerst größer, als die Angst seinem Amt nicht gerecht zu werden. Er weiß, dass viele seiner Kollegen sich heimlich zwischenmenschlichen Gefühlen hingeben, doch deswegen muss er es ihnen nicht gleichtun. Der Autor hat beide Charaktere fein herausgearbeitet und so werden sie glaubhaft. Am Ende geht es um romantische Liebe, eigene Wertvorstellungen, den Lebensherbst und das Loslassen. Eine zärtliche berührende Geschichte, die ich gerne gelesen habe. 

Der Autor: Martin Ehrenhauser, geboren 1978 in Linz, ist ehemaliger EU-Abgeordneter und Sachbuchautor. Er lebt in Brüssel und Linz. 

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