Rezensionen Der Frühling ist in den Bäumen

Der Frühling ist in den Bäumen von Jana Revedin

Autorin: Jana Revedin, Genre: Biografische Fiktion, Verlag: Aufbau Verlage, ISBN: 978-3-351-04192-2, 1. Auflage 2023, 250 Seiten, Preis Hardcover €22,00

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1. Mai 1953, Konstanz am Bodensee: Renina ist vierundzwanzig, Martin Heideggers jüngste Assistentin und wagt den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie gründet die erste Frauenzeitschrift Deutschlands. In Zeiten beängstigender politischer Restauration will sie sich mit ihrer »Lady« für ein neues Rollenverständnis der Frau einsetzen. Die Zeichen stehen gut, wäre da nicht Fred, den sie aus einer Laune heraus geheiratet hat. Der Doktor der Atomphysik, Neffe von Marlene Dietrich, hat sie in gefährliche sexuelle Abhängigkeiten verstrickt.
Vor der malerischen Kulisse des Bodensees verändert sich an einem einzigen Tag Reninas Leben … (Klappentext)

Renina erwacht in ihrem Hotelzimmer, in dem Bett, das sie eigentlich mit dem Mann teilt, mit dem sie seit einem Jahr verheiratet ist, mit Fred. Doch an diesem Morgen ist sie unbekleidet, rechts und links von ihr zwei Arbeitskollegen von Fred, die sie nicht einmal besonders mag, Paul und Monika, ebenfalls nackt. Während Renina den Schmerz in ihrem unteren Rücken in Schach hält und ihre Kleider aufliest, trohnt Fred auf dem Sofa und schnarcht. Von Renina zur Rede gestellt, eröffnet er ihr, sie betäubt und dann zum Sex freigegeben zu haben. Im Laufe des Streits macht er sich über sie lustig und missbraucht sie danach hinter ihr stehend im Bad.

Nachdem Renina die Suite verlässt, steht sie verloren auf der Hotelterrasse und lauscht einer Konzertprobe, die Mozart spielt. Ihre Gedanken verselbständigen sich, fragen sie, was sie an Fred fand und finden Antwort. Der attraktive Dr. Dietrich, Atomphysiker, macht was daher und ihre Mami war auch angetan. Gut, seine sexuelle Besessenheit, die hätte sie eingrenzen müssen, nicht alles mitmachen, vor allem seine Neigung zu Sex in der Öffentlichkeit. Jetzt jedenfalls will sie die Scheidung, jetzt hat er es wirklich zu weit getrieben. 

Während sie in ihre Gedanken versunken ist, lernt sie Erika kennen, die verwitwete Frau von Bruno Taud, Architekt und Stadtplaner. Während des dritten Reichs mussten sie vor den Nazischergen ins Exil flüchten. Die beiden Frauen schwelgen in der Vergangenheit und tauschen Erinnerungen aus, dabei wird klar, dass Erika ihre Eltern kennt und sie machen sich gemeinsam auf den Weg, diese zu besuchen.

Fazit: Die Stimmfarbe des Romans klingt eher humorvoll, das passt für mich nicht so recht zu den ernsten Themen. Ich mag den Blick in die Vergangenheit, die Vertreibung und Enteignung. Ebenso mag ich die Thematik eines sexbesessenen, gewalttätigen psychisch kranken Mannes, der vom Patriarchat gestützt wird. Er bestimmt ihr Leben, sie muss ihm zu Diensten sein. Was mir nicht gefällt, ist der Pathos, den die Autorin in die Geschichte hineingelegt hat. Er ist der böse Wolf, sie der niedliche Engel. Und am Ende wird sie im Schoß der Familie und ihrer Freunde aufgefangen, gestützt und gehalten. Im wirklichen Leben, wäre Renina längst von ihrem Mann isoliert worden. Mir war die Darstellung zu oberflächlich.

Die Autorin: Jana Revedin, geboren 1965 in Konstanz, ist Architektin und Schriftstellerin und ordentliche Professorin für Architektur und Städtebau an der École Spéciale d-Architecture Paris. 2018 erschien ihr Bestseller über Ise Frank, »Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus«, 2020 ihr Roman »Margherita« über die Renaissance Venedigs in den 1920er Jahren, der ebenfalls zum Bestseller wurde. Zuletzt erschien von ihr der Roman »Flucht nach Patagonien« über Jean-Michel Frank und Eugenie Errazuriz (2021). Sie lebt in Venedig und Wernberg in Kärnten.

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